Last Updated on 22. June 2024 by Henning Schweer
Bewegung ist alles: Menschen sind für Bewegung gemacht, nicht fürs Sitzen. Diese einfache Erkenntnis wurde mir in den vergangenen beiden Jahren mit Lockdown und Homeoffice im wahrsten Sinne des Wortes schmerzlich bewusst. Nachdem ich mehrere Wochen praktisch ausschließlich in den eigenen vier Wänden mit dem kurzen Arbeitsweg über den Flur zugebracht hatte, begann mein Körper zunehmend zu rebellieren. Nicht nur mit Rückenschmerzen und Gewichtszunahme, sondern auch mit einer immer stärkeren inneren Unruhe, als würde jede Faser meines Körpers rufen, beweg dich! Letztlich hatte mein Körper mit diesem Appell auch Erfolg. Ich begann, mich sportlich zu betätigen und intensiver mit dem Thema Bewegung und Gesundheit auseinanderzusetzen. Obwohl ich bis dahin eher ein Sportmuffel war.
Mit diesem Problem des Bewegungsmangels stehe ich nicht allein da, so kam beispielsweise die DAK-Gesundheit 2021 in einer Studie zu dem Ergebnis, dass sich im Homeoffice während der Corona-Zeit 44 Prozent der Befragten deutlich weniger bewegten als früher, ein Drittel der Beschäftigten hatte zudem mehr als drei Kilogramm Gewicht zugelegt. Aber auch unabhängig von Corona weisen Studien zum Thema Bewegung seit Jahren praktisch nur in eine Richtung: wir bewegen uns zu wenig und immer weniger. So kam zum Beispiel 2016 eine Studie der WHO zu dem Ergebnis, dass sich weltweit etwa 1,4 Milliarden Erwachsene zu wenig bewegen, mit fatalen langfristigen Folgen für die Gesundheit.
Dabei dürfte es wenig geben, was uns körperlich und seelisch so guttut, wie regelmäßige körperliche Aktivität. Ohne sie verfällt der menschliche Körper auf allen Ebenen. Das ist auch kein Wunder, wenn man bedenkt, dass wir evolutionär eigentlich darauf ausgelegt sind, täglich für die Nahrungsbeschaffung oder auf der Flucht vor Fressfeinden weite Strecken zurückzulegen. Lange Phasen der körperlichen Inaktivität waren unseren Vorfahren nicht möglich, wenn sie überleben wollten.
In meinen Augen ist der positive Effekt von Bewegung auf die Gesundheit so groß, dass wir uns stärker der Beseitigung des persönlichen und gesellschaftlichen Bewegungsmangels widmen sollten als etwa der sehr beliebten Diskussionen um die richtige Ernährungsform. Nicht, dass ich das Thema gesunde Ernährung unwichtig fände, aber während Sport beispielsweise effektiv zur Gewichtsregulation eingesetzt werden kann, gelingt die Kompensation der Folgen von Bewegungsmangel durch die Art der Ernährung gar nicht oder nur unzureichend.
Vereinfacht gesprochen: Rückenschmerzen lassen sich wegtrainieren, aber nicht wegessen. Gesunde Ernährung ist eine wichtige und sinnvolle Ergänzung eines körperlich aktiven Lebens, aber kann es nicht ersetzen. Aus diesem Grund habe ich seit meinen oben geschilderten Erlebnissen im Homeoffice den Fokus auch primär auf die Steigerung meiner körperlichen Aktivitäten mit einer Kombination aus Ausdauertraining, Kräftigungs- und Bewegungsübungen gelegt. Bisher mit Erfolg, wie das körperliche Wohlbefinden und der Blick auf die Waage zeigen.
Angesichts der Bedeutung eines aktiven Lebensstils würde ich mir wünschen, dass die Bekämpfung des Bewegungsmangels in der Gesundheitspolitik noch stärker in den Fokus genommen würde. Hamburg hat hier meiner Meinung nach mit dem Konzept der „Active City“ einen ersten Schritt in die richtige Richtung gemacht. Bleibt zu hoffen, dass es gelingt, die Rückschläge durch die Corona-Pandemie zu kompensieren. Im Koalitionsvertrag der Regierungsparteien im Bund kommt mir dagegen das Thema insgesamt zu kurz.
Ich denke, wir sollten sowohl noch intensiver über Anreizsysteme nachdenken als auch über eine stärkere Förderung der Integration von Sport und Bewegung in den privaten und beruflichen Alltag. Gerade bei letzterem sehe ich noch Potential, allein schon angesichts der Zeit, die viele Menschen im Beruf mit sitzender oder einseitig belastender Tätigkeit zubringen.
Zugleich müssen wir eine Diskussion darüber führen, wie wir Anreizsysteme und Angebote sozial gerecht ausgestalten, damit ihre positiven Effekte allen Menschen zugutekommen und Benachteiligungen – gerade bei Anreizsystemen – vermieden werden. Besonders Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen und chronischen Erkrankungen sowie Bevölkerungsgruppen mit geringen finanziellen und sozialen Ressourcen sollten hier mit passenden Angeboten unterstützt werden.
Entsprechende Konzepte für eine umfassende Bekämpfung des Bewegungsmangels in unserer Gesellschaft werden nicht ohne einen erheblichen Einsatz von Zeit und Ressourcen umsetzbar sein, aber langfristig dürften die positiven Effekte auf die Gesundheit der Bevölkerung sich auch im Bereich der Sozialsysteme auszahlen.
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Externe Links zum Beitrag “Bewegung ist alles”:
Ein mögliches (externes) Angebot für sportmedizinische Beratung und Personal Training findest Du bei Interesse hier.
Studie der DAK-Gesundheit von 2021
Studie der WHO von 2016 (auf Englisch)
Konzept der Active City auf den Seiten der Stadt Hamburg
Alle Links zuletzt aufgerufen am 03.12.2023