Last Updated on 22. September 2024 by Henning Schweer
Herbstgedichte: ich habe ja eine Schwäche für den Herbst. Eine Jahreszeit, die mich sowohl mit Zufriedenheit als auch mit Melancholie erfüllt. Ruhe, Zurückhaltung, Nachdenklichkeit und Besinnung sind die Assoziationen, die sich bei mir mit dem Wort Herbst einstellen. Auch Trauer und Erinnerung. Alles Themen, die in unserer schrillen, lauten und hysterischen Zeit keinen Platz mehr zu haben scheinen.
Charaktereigenschaften wie Introvertiertheit, Sensibilität und Bescheidenheit aber auch Gefühle wie Trauer und Schüchternheit werden in meinen Augen vielmehr zunehmend pathologisiert und aggressiv aus dem Alltag gedrängt. Ich vermute, weil sie weder zum heiligen Gral des konsumistischen Lebensstils noch zur durchkommerzialisierten Ballermann-Eventleitkultur unserer Gesellschaft passen. Umso mehr ist mir das Schreiben und Lesen von Gedichten und hier gerade von Gedichten über den Herbst ein willkommenes privates Gegengewicht zu diesen Trends.
In diesem Beitrag habe ich eine kleine Auswahl meiner Herbstgedichte zusammengestellt, die sich dieser Jahreszeit und ihren Themen widmen:
HERBSTSTÜRME
Am Himmel sehe ich dunkle Wolken ziehen,
schnell eilen sie im Sturm dahin.
Die frische Luft ist angenehm,
kurze Schauer eilen vorbei.
–
Im dunklen Mantel geh ich eingehüllt
unter wogenden Bäumen die Straßen entlang.
Nebel hat am Morgen die Welt bedeckt,
nun vertreibt der Wind die Sorgen.

NOVEMBERGLAS
Milchiges Licht
erfüllt die Straßen.
Graue Tage
ohne Schatten.
–
Still und kühl
steht die Luft
über der Stadt,
Novemberglas.
–
Gelblich blass
glimmt der Himmel
in der Nacht
über den Häusern.
–
Kein Mond, keine Sterne,
stumm hüllt
das Dämmerlicht
alle Gedanken ein.

GINSTER UND HEIDE
Ginster und Heide
säumen unseren Weg,
zwischen Wacholder
und grauen Felsen
schlängelt sich
der Pfad entlang.
–
Wie weit müssen wir
noch gehen?
Fällt doch schon
die Dämmerung
über uns, künden Wolken
von Wind und Regen.
–
Wartet auf uns
am Ende des Weges
eine Zuflucht?
Ein warmes Feuer
im Kamin, das Dunkel
und Kälte vertreibt?
–
Gemeinsam gehen wir
im abnehmenden Licht
den Pfad zwischen
Heide und Ginster,
halten uns fest,
dass wir uns nicht verlieren.

WOLKEN ZIEHEN
Wolken ziehen,
Wellen brechen,
an Klippen, an Stränden.
–
Nebelfetzen ziehen im Wind,
salzige Luft.
–
Lichter strömen,
Stürme heulen,
über Dünen, über Wiesen.
–
Menschen gebeugt im Regen,
schemenhaft.

Noch mehr Herbstgedichte
Diese Herbstgedichte entstammen meinen Gedichtbänden „Januarstrand“ und „Gekritzel auf meiner Haut“, die Du im stationären Buchhandel und online erwerben kannst.
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