Last Updated on 24. November 2023 by Henning Schweer
Der späte Herbst und besonders der November ist für mich eine Zeit der Besinnung, ist es doch die Zeit der Erinnerung an die Verstorbenen. Auch wenn dieses Gedenken ja in meinen Augen durch importierte Kommerzevents wie Halloween und Black-Friday-Rabattschlachten zunehmend in den Hintergrund gedrängt wird. Bereits im letzten Jahr hatte ich hierzu anlässlich des Totensonntages einen Beitrag geschrieben und versucht, mit einer Auswahl von Gedichten und Gebeten über Trauer und Verlust, einen Kontrapunkt zu diesen Entwicklungen zu setzen. Ein Versuch, den ich auch in diesem Jahr mit 5 Gedichten und Gebeten zu diesen Themen fortsetzen möchte.
![Man Side View Photo](https://schweer.blog/wp-content/uploads/2023/11/man-side-view-photo-953x1024.jpeg)
Stille
Stille in den Räumen,
nichts hat sich verändert,
als wärst du nur kurz weg,
als warten alle Zimmer
geduldig nur auf dich.
In der Küche liegt
deine letzte Zeitung
noch auf dem Tisch.
Die Schlagzeilen,
längst vergessen.
In den Schränken hängen
säuberlich aufgereiht
deine Hemden,
leicht streichen meine Finger
über den rauen Stoff.
Stille in den Räumen,
nichts hat sich verändert,
ich sitze hier
und warte,
als kämst du gleich zurück.
![Herbst Besinnung](https://schweer.blog/wp-content/uploads/2023/11/man-walking-on-floor-1024x683.jpeg)
Die Toten
Vergessen sind die Toten,
unsichtbar stehen sie
an den Häuserecken,
stumm blicken sie
durch die Fenster,
warten vor
verschlossenen Türen.
Vergessen sind die Toten,
in den Parks stehen sie
zwischen den Bäumen,
am Rande der Wege
blicken sie
den Passanten nach,
die achtlos vorübergehen.
Vergessen sind die Toten,
heimatlos wandern sie
durch Straßen, über Plätze,
die Jahre vergehen,
die Bilder verblassen,
die Zeit schleift
gleichgültig alles glatt.
![totensonntag gebete gedichte](https://schweer.blog/wp-content/uploads/2022/11/remembrance_1668962659-1024x678.jpeg)
Totenstille
Der Tod hat mich
verstummen lassen,
ich stehe vor den Gräbern
und finde keine Worte,
ob zu erinnern, ob zu trösten,
Trauer und Schrecken,
Kummer und Leid,
raubten meine Stimme.
Gott, Du rufst die Toten
bei ihrem Namen,
wieviel Zeit auch vergeht,
bei Dir ist alles bewahrt,
all den Vergessenen,
schaffst Du Gerechtigkeit,
allen, die gelitten,
schenkst Du Trost.
Gott, über die Schatten,
gießt Du Dein Licht,
das nie verlischt,
wie eine Flamme
über dunklen Wassern
strahlt deine Herrlichkeit,
wie das Morgenlicht
erweckt sie die Toten.
![](https://schweer.blog/wp-content/uploads/2023/02/light_night_1676202238-scaled-e1676202406873-909x1024.jpeg)
Herr der Stille
Gott, Herr der Stille,
zwischen den Bäumen
suche ich Dich,
im grüngoldenen Licht
zwischen den Blättern,
im Rauschen des Windes
in den Wipfeln.
Gott, Herr der Stille,
mein Herz ist so schwer
vor Kummer,
keine Worte können ihn
von mir nehmen,
noch so viel Zeit
ihn vertilgen.
Gott, Herr der Stille,
mit den Toten
warte ich im Wald,
bei den Gräbern
spreche ich mein Gebet
mit lautlosen Lippen,
dass der Wind es zu Dir trägt.
![Trauer Trost Gedichte](https://schweer.blog/wp-content/uploads/2023/05/graves_asia_1684406464-1024x683.jpeg)
Erinnerung
Noch hängt dein Duft
in deinen Sachen,
ziehe ich deine Jacke
fest um mich,
ist es fast,
als hielten mich
deine Arme,
stark und voller Wärme.
Fast ist es,
als könnte ich
die Erinnerung an dich
festhalten,
als würde sie nicht
jeden Tag mehr schwinden
wie der Duft von dir
in deinen Sachen.
![Herbst Besinnung](https://schweer.blog/wp-content/uploads/2022/12/male_thinking_1672320475-1024x707.jpg)
Externe Links zu meinen Gedichtbänden
Wenn Dir meine Gedichte gefallen haben, findest Du mehr davon in meinen beiden Gedichtbänden: Januarstrand und Gekritzel auf meiner Haut.